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ZUR KARRIERE VON CLAUDIA STADLER
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Im Jahre 1979 begann ich nach der AHS-Matura das Studium der Rechtswissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität. Mein Vater plädierte für eine Basisausbildung, und so unterbrach ich 1982 mein Studium und absolvierte den HAK-Abiturientenlehrgang, den ich ebenfalls mit der Matura abschloss. Mein Studium der Rechtswissenschaften beendete ich nach der zweiten Staatsprüfung, da ein sofortiger beruflicher Einstieg in Wien in die Steuerberatung mehr von Interesse war. 1987 schloss ich das Studium der Betriebswirtschaftslehre mit der Sponsion zum Magister ab. Schon 1986 siedelte ich nach Wien und begann in der kleinen Steuerberatungskanzlei, von wo ich dann nach einer geplanten Lehrzeit von einem Jahr zu Dr. Marenzi, jetzt Ernst & Young, wechselte, wo ich Rechnungsabschlüsse und Steuerangelegenheiten bearbeitete. 1989 kam ein Jobangebot von GRT Arthur Anderson, die später 1991 zunächst mit Price Waterhouse, dann in Folge 2002 mit Coopers GesmbH (PWC) assoziierte, mit der Aufgabe, den Mittelstand aufzubauen. Zu dritt nahmen wir diese Aufgabe in Angriff und verzeichneten bereits 1995 120 Dienstnehmer, die den Mittelstand betreuten. Mein Wunsch, mich noch einmal einer großen Herausforderung, nämlich dem Aufbau eines Unternehmens zu stellen, veranlasste mich 2006 zur Gründung der cSt causa Steuerberatungs GmbH, welche ich als geschäftsführende Gesellschafterin mit 31 Mitarbeitern derzeit leite.
ZUM ERFOLG VON CLAUDIA STADLER
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Dass es mir gelang, mit der Unterstützung meines Teams meine Visionen und Ziele umsetzen zu dürfen, bedeutet für mich Erfolg, und der gibt mir ein gutes Gefühl und Kraft für neue Herausforderungen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Sozialpsychologische Eigenschaften waren neben der fachlichen Kompetenz ausschlaggebend um zu Erfolg zu kommen. Ethik und Moral geht jeder meiner Handlungen voraus. Mut gewann ich, indem ich mich meinen eigenen Ängsten und Schwächen stellte. Auch weiß ich, dass man aus jedem Misserfolg lernt.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Früher waren die Rahmenbedingungen für Frauen schwieriger. Inzwischen sehe ich auf Grund der gesetzlichen Möglichkeiten die Situation wesentlich balancierter als früher. So z.B. gibt es die Väterkarenz, welche in den skandinavischen Ländern wie zum Beispiel in Schweden überhaupt kein Thema ist. Mit der Väterkarenz ist hierzulande noch viel Unsicherheit verbunden.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Das Rad immer wieder neu zu erfinden ist nicht unsere Aufgabe; schon gar nicht im Rahmen der Gesetzgebung. Die Interpretation und die Individualität der Beratung hingegen erfordert persönliche Originalität.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Da es sich hier um ein freies Gewerbe handelt, ist das fachliche Know-how die tragende Komponente, weil sie den Ruf bestimmt. Das bedeutet permanente Lernarbeit und Ausbildung sowie die Bereitschaft, ein Leben lang viel Zeit darin zu investieren. Nach einigen Jahren Tätigkeit trennt sich die Spreu vom Weizen, denn gerade der lifestyle – beziehungsweise das Wertegefüge von heute verlangt mehr Balance zwischen Familie und Beruf. Sicher eine große Herausforderung für jeden in unserer Branche, die am besten gelöst wird, wenn der Beruf – Leidenschaft und als Hobby im Leben bedeutet. Dann stellt er keine Belastung dar. Ein großes Problem sehe ich in der Personalfindung! Die Steuerberatung ist für viele heute dermaßen unattraktiv, dass für die Basisbereiche wie Buchhaltung und Personalverrechnung kaum Angebot besteht. Die Gehaltsstruktur befindet sich auf Grund dieses Engpasses in einer für den Unternehmer nicht mehr akzeptablen Höhe! So werden z.B. abstruse Gehälter bezahlt um gute Lohnverrechner zu bekommen und auch halten zu können. In den vergangen Jahren wurde viele Leute vom AMS auf Gehaltsverrechnung umgeschult, weil es einen riesigen Bedarf gab. Dies führte dazu, dass die betreffenden Personen aber oft nicht wussten, auf was sie sich einlassen. Extreme Genauigkeit, Resilienz und Termintreue monatlich sind in der Lohnverrechnung unbedingt notwendig und dafür sind viele Menschen nicht geeignet. Dieser Zustand führte dazu, dass jene Fachkräfte, die entsprechendes fachliches Knowhow besitzen, einen negativen Beigeschmack bekommen. Die Tätigkeit als Lohnverrechner bringt es mit sich, dass zweimal im Monat extreme Genauigkeit verlangt wird. Das Problem sehe ich darin, dass seitens des AMS versucht wurde, die seinerzeitige Lücke zu schließen, was aber letztlich nicht immer zum gewünschten Erfolg führte. Viele Spitzenkräfte in der Lohnverrechnung hat man somit in die Einmann/frau- Selbständigkeit getrieben, auch die Buchhalter bzw. Bilanzbuchhalter, welche somit im Rahmen eines Werkvertrages tätig werden. Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass der Nachwuchs in unserem Metier, nicht mehr die erforderliche Leistungsbereitschaft mitbringt. Die Steuerberatung ist kein acht Stunden Job. Tatsache ist, dass viele jüngere Mitmenschen ihre Prioritäten zugunsten des Privatlebens verschieben, was letztlich ihrem Berufsleben nicht förderlich ist. Eigenschaften wie persönlichen Einsatz, Leistungsbereitschaft und der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, vermisse ich oft bei den Nachwuchs-Interessenten in unserem Bereich.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die wichtigste Rolle! Nur gemeinsam sind wir stark und können die täglichen Herausforderungen meistern! Ohne mein Team wäre Erfolg nicht möglich. Gerade in der heutigen Zeit, so meine Meinung, sind die Chancen für Alleinunterhalter und Ich-AGs sehr gering.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir brauchen hoch qualifizierte Mitarbeiter, da wir Nischenprodukte anbieten, die über das übliche Geschäftsvolumen hinausgehen. Mit Sicherheit sind Leistung, Spezialisierung und die soziale Komponente – vor allem Teamfähigkeit – Kriterien für die Auswahl. Ich glaube, dass es immer schwieriger wird, geeignete Mitarbeiter zu finden, weil die fachliche Grundausbildung einerseits zu – aber defacto abnimmt; damit meine ich, dass die Breite des Wissensgebietes das gelehrt wird zunimmt– aber dabei oft der rote Faden verloren geht und das Grundverständnis – das sogenannte „ einmal eins“ der Wirtschaft in der Fülle untergeht. Durch diese Wissensfülle, die jedoch nicht kanalisiert werden kann, entsteht enormer Druck und das generelle Bildungsniveau sinkt. Ich achte darauf, dass der oder die Bewerber/in die fachliche Kompetenz im Sinne des Anforderungsprofiles erfüllt und der oder die Bewerberin in das bestehende Mitarbeiterteam passt. Die Schwierigkeit sehe ich darin, dass ich Mitarbeiter suche, die selbstbestimmt agieren und Verantwortung tragen lernen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Flexibilität statt Gartenzaundenken, wie es in großen Konzernen üblich ist, zählt zu unserer Stärke. Für verschiedene Projekte hole ich mir auch externe Berater und Spezialisten, um auf die Bedürfnisse der Kunden besser eingehen zu können. Unsere Philosophie wird dahingehend gelebt, dass wir uns um betriebswirtschaftliche Angelegenheiten und finanzielle Aspekte unserer Klienten kümmern, damit sich der Klient auf seine Kernkompetenz konzentrieren kann. Damit werden wir den Anforderungen der Klienten gerecht und dies wird auch sehr geschätzt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Aufgrund des hohen beruflichen Zeitaufwands fordert die Balance viel Planung und Toleranz. Ein randvoller Terminkalender ringt mir eiserne Disziplin ab, über die ich als ehemalige Leistungssportlerin aber Gott sei Dank verfüge. Leider ist es noch immer eine Tatsache, dass berufstätige Mütter, die mit großem Engagement ihren Beruf neben der Familie praktizieren, skeptisch beäugt werden. Meiner Ansicht nach hat das Dreieck -Beruf, Familie, Kindererziehung- mit Reife zu tun. Viele Mütter die sich dieser Situation stellen, empfinden dies nicht als negativ. Im Gegenteil, man gibt den Kindern schon frühzeitig die Chance sich in verschiedenste Bereiche einzugliedern, und dies sehe ich für die soziale Entwicklung des Kindes durchaus positiv.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es ist nicht gut, verbissen um eine Sache zu kämpfen. Mit Humor, Lockerheit und Fairness erzielt man langfristigen Erfolg. Leider ist die schulische Ausbildung für Buchhalter und Personalverrechner nicht optimal, denn es werden zu viele Detailbereiche zu theoretisch angerissen. Nur Auswendiglernen bringt nicht jenes Wissen, welches in der Praxis verlangt wird. Das Fremdsprachenniveau ist zurzeit leider nicht sehr ausgeprägt; auch Englisch ist für Absolventen von Universitäten keine Selbstverständlichkeit. Wenn man sich für unseren Job interessiert, sollte man Ausdauer und nochmals Ausdauer mitbringen. Eine hohe Konzentration ist ebenfalls notwendig um den riesigen Lernstoff zu bewältigen. Wenn man etwas halbherzig macht, wird es keinen Erfolg geben und wenn man fühlt, dass dieses Metier nicht den eigenen Vorstellungen entspricht, sollte man rechtzeitig die Reißleine ziehen. Trotz allem, sollte man auch fünf mal grad sein lassen!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wichtig ist mir, authentisch zu bleiben, und frei nach R. Niebuhr – Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Wenn es die Effizienz für Mitarbeiter- als auch Kundenzufriedenheit erhöht, stehe ich den Wünschen nach Öffnung und Kooperation im Sinne von Erweiterung immer offen gegenüber. Für mich persönlich hoffe ich auf viele konfliktfreie Lösungen die ich als Mediatorin begleiten bzw. moderieren darf.